Die Schlacht war geschlagen, die Heiler hatten reichlich Arbeit. Doch eines verwunderte sie erheblich. Die Verletzungen waren bei weitem nicht so schwer, wie man angesichts so einer Schlacht hätte erwarten müssen. Gut, die aufständischen Fassler hatten sich auf eine Feldschlacht gegen die Gardetruppen vorbereitet und als sich die zwei Fronten gegenüber standen, brachen aus den Wäldern hinter den überraschten Bauern, die einen Großteil von Godwins Armee ausmachten, bisher unbemerkte Truppen, mit denen keiner gerechnet hatte. Die Soldaten aus dem Cantorianischen Kloster drangen wie ein Dolch in den Rücken der Gegner ein, im selben Moment stürmte die Garde voran und bevor die Fassler wussten, wie ihnen geschah, waren sie bereits überwunden. Nur wenige wagten es Gegenwehr zu leisten. Doch ohne ihren General brach jedlicher Widerstand in sich zusammen. Den Godwin war auf der Jagd nach Allesmir gewesen. Gradil, der alte und erfahrene Heiler aus mehr als 100 Schlachten, konnte sich nicht erinnern, jemals von einem Gefecht mit mehr als 5000 Soldaten auch nur gehört zu haben, das weniger als 100 Tote gefordert hatte. Irgendwie war es schon seltsam. Er klappte seine Verbandstasche zu und begab sich zum nächsten „Opfer“, der Idiot hatte sich beim Siegestanz den Fuß verknackst- wohl die blödeste Kriegsverletzung die Gradil bisher behandelt hatte.

„Mein lieber Kellermeister, trinkt doch noch einen Schluck.“ Ramon griff nach der Weinkaraffe, in der sich das Licht der untergehenden Sonne brach und schenkte seinem Gegenüber nochmals nach. Die Zelle, in der der Anführer der Fass gehalten wurde war außergewöhnlich schön eingerichtet. Teppiche mit malerischen Jagdszenen bedeckten den Boden, schlanke Kerzen in prächtigen Kerzenständern erhellten den Raum und erlesene Möbel verliehen der „Zelle“ den Charakter eines Gastzimmers für Adelige. Ramon und der Gefangene saßen nun schon 12 Stunden zusammen und der Schreiber, der in einer der wenigen Ecken saß, hatte bereits seitenweise Geständnisse und Namen aufgelistet. Früher, als er noch in Etraklin gearbeitet hatte, da waren die Verhöre anders verlaufen. Glühende Eisen und Zangen hatten da eine bedeutende Rollen gespielt. Hier ging es wohl eher um Pasteten, Käse und Wein. Und das ganze schien noch wesentlich effektiver zu sein, als die Kunst der Folterknechte. Zumindest war es wesentlich leiser. „Und Thurgol hatte euch das Geld über die genannten Herren und Damen zukommen lassen?“ mit inzwischen schwerer Zunge bestätigte der Kellermeister „und ich durfte mit dem Geld machen, was ich wollte. Ein echt dufter Typ der Sohn des Herzogs“. „Schade, dass das Geld jetzt verbraucht ist. Soll ich dir aushelfen?“ „Nein, in 7 Tagen bringen die Boten ja neues. Das wird dann wieder in dem Keller des schwarzen Keilers deponiert. Der Thurgol lässt mich schon nicht im Stich.“ Ramon erhob sich, es war ein anstrengender Tag gewesen und seine magischen Kräfte hatte er heute ganz gut aufgebraucht. Der Herzog würde zufrieden sein. Mal sehen, was er noch erfahren möchte- das konnte aber bis morgen warten. „Und ihr versprecht mir, morgen unser Gespräch hier weiter zu führen und den Raum bis dahin nicht zu verlassen?“  „Isschd gllarrr, isch blaibäh hirrr und wadäh“ und das leise Schnarchen des besoffenen Kellermeisters erfüllte die Kammer. Ramon und der Schreiber verließen die Zelle und die Wächen verriegelten die Tür.

Allesmir blickte aus dem Fenster seines Turm in die untergehende Sonne. Die Fass war zerschlagen. Der Kellermeister, sein Kellermeister- dieser Gedanke stieß ihm dann doch sauer auf; hatte er diesen Verräter doch direkt an seinem Hofe gehabt- hatte inzwischen wohl alle Namen ausgeplaudert, die er wusste. Und das waren erstaunlich viele. Die Garde hatte sich um die einen, die Gilde um die anderen gekümmert und nur die, die sich als absolut uneinsichtig zeigten, hatten das Land verlassen. Und Thurgols Kriegsdrohung, nun einen Krieg konnte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Aber wenn es erstmal gelungen war, das Friedensartefakt zu reparieren, würde sich sein ehemaliger Sohn wohl eine andere Spielwiese suchen oder vielleicht doch als neues Hobby das Blumenzüchten anfangen. Die Feen würden ihm den Weg zu der Höhle verwehren und mit einem friedlichen Steinberg konnte der Trottel auch nichts anfangen. Also lief es, alles in allem, ganz gut. Sein Vetter Nimsdir hatte ihm auch bestätigt, dass die Geschäfte gut gediehen und somit stand dem großen Fest nichts im Wege. Erstmal feiern. Noch 270 Tage oder so, bis das Artefakt wieder heil war. So ungefährt hatte er die Feen verstanden. Sein neuer Kellermeister war dabei die Vorräte für die Feier zusammen zu stellen und dann konnten sie schon recht bald aufbrechen. Das würde ein Vergnügen werden, mal wieder ganz ohne politischen Druck oder bewaffnete Möchtegernmeuchler einfach ein paar freie Tage zu verleben. Allesmir wand sich um und trat an seinen Schreibtisch zurück.

Kasper kehrte den Schankraum seiner Taverne aus. Das tanzende Einhorn lief seid einigen Wochen wieder ganz hervorragend. Die Kerle, die mir ihrem Hass und ihrer Dumpfheit früher regelmäßig für Schlägereien gesorgt hatten, die die Elfen und Zwerg von seinen Kunden vertrieben hatten, waren jetzt ganz still und brav und nippten an ihren Bierchen. Und inzwischen waren die Zwerge auch wieder da. Das bracht Umsatz. Kasper freute sich, gestern war der Badezuber gekommen. Das hatten die Thaskarer doch tatsächlich etwas Gutes getan: Die Badehäuser eingeführt. Und seid er mal in Gunars Badehaus einen wundervollen Abend verbracht hatte,  wusste er, dass er auch so einen Zuber möchte. Aber noch besser. Und seid gestern stand das Teil im Hof der Schenke. Bis heute Abend würde das Wasser warm sein und er konnte sein erstes Bad in seinem eigenen Zuber genießen. Fröhlich pfeifend fegte er weiter. Was für ein Glück, dass dieser Spuk mit der Fass vorbei war...

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